Leserbrief zum Online-Artikel auf der WAZ

 

Der Bochumer Rat hat mehrheitlich den Bau des Bochumer Musikzentrums zu einem Preis von 33 Millionen Euro beschlossen.

 

Typischerweise liegen, wenn es gut geht, die Baukosten bei öffentlichen Gebäuden 10 % über der Kalkulationssumme, macht hier also 3,3 Millionen Euro mehr. Wenn es nicht so gut läuft, können die Kosten auch schon mal mehr als doppelt so hoch sein (siehe hierzu die Bauten in Duisburg). Wer schießt insofern das Geld nach, das benötigt wird?

 

Ferner wird berichtet, dass die Stadt „2,4 Millionen Euro“ aufwenden muss, um das Musikzentrum zu finanzieren. Hierbei wird geflissentlich übersehen, dass weitere 2 Millionen Euro als Zuschuss von der Sparkasse und den Stadtwerken kommen und darüber hinaus ein städtisches Grundstück im Wert von 2,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wird. Die Mindestfinanzsumme, die die Stadt direkt oder indirekt aufwendet, beträgt also 6,6 Millionen Euro.

 

Weiterhin fragt sich, ob dieser Betrag im Hinblick auf die Haushaltssituation der Stadt (§ 82 GO NRW) noch legal ist, da es sich hier offensichtlich um ein neues Projekt handelt. Eigentlich müsste und sollte die Kommunalaufsicht einschreiten.

 

Eine solche Kulturpolitik geht zu Lasten der freien Kulturprojekte und insbesondere auch zu Lasten des Schauspielhauses Bochum. Dieses war unter Peymann und Zadek ein Alleinstellungsmerkmal im Ruhrgebiet und spielte in der ersten Liga der Sprechtheater in Deutschland. Heute ist das Schauspielhaus nur ein weiteres unter vielen unbedeutenden Provinztheatern wie insgesamt in der Stadt Bochum die Kulturpolitik wenig durchdacht ist und einen fatalen Hang zum Provinzialismus hat.

 

Das Musikzentrum braucht in Bochum keiner; es wird gebaut von Geld, das die Stadt Bochum nicht hat und es wird versucht damit Leute zu beeindrucken, die sich vom Provinzialismus wohl kaum beeindrucken lassen.

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