Leserbrief an die WAZ zur Artikelserie im Lokalteil Bochum in der Zeit zwischen dem 27.01.2014 und 01.02.2014 zum Thema "Armes Bochum"
In der Lokalausgabe der WAZ befand sich in der Zeit zwischen dem 27.01.2014 und 01.02.2014 eine Artikelserie zum Thema "Armes Bochum". Es ist ausgesprochen löblich, seinen Blick nicht
nur auf die gigantomanischen Bauprojekte der Stadt Bochum wie z. B. das Musikzentrum oder das Viktoriaviertel zu richten, sondern auch sozusagen auf die dunkle Seite dieser Stadt,
nämlich die Armut in ihren verschiedenen Facetten.
Genauso wichtig ist es unseres Erachtens nach aber auch, einen Ausblick zu wagen in die nähere und mittelfristige Zukunft. Hier ist festzuhalten, dass aufgrund des wirtschaftlichen
Erosionsprozesses und der zunehmenden Vernichtung gut bezahlter Arbeitsplätze die Armut in Bochum weiter zunehmen wird. Ergänzt wird das Ganze durch die demografische Entwicklung
unter dem Stichwort "Vergreisung der Stadt".
Hier muss der Blick auf die sozialen Unterstützungssysteme gerichtet werden und diese lauten kurz gefasst: Hartz IV.
Nach einer neueren Untersuchung der Universität Duisburg-Essen, welche am 28.01.2014 veröffentlicht wurde, bekommen bereits 67 % aller Menschen, die arbeitslos werden, direkt Hartz
IV, sind also Aufstocker. Im Klartext heißt dies, dass zwei Drittel aller Arbeitslosen im Hartz IV-Bezug landen und die Arbeitslosenversicherung wird sukzessive komplett sinnlos.
Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung wird dies auch für diejenigen Personen gelten, die ihr Arbeitsleben beenden und aufgrund der Rentenberechnung nicht genügend Geld bekommen,
um tatsächlich von dieser Rente leben zu können. Die Alternative ist dann Aufstocken mit Leistungen nach Hartz IV (SGB XII).
Der von der damaligen rot-grünen Bundesregierung durchgesetzte Schnitt bei Arbeitslosen- und Rentenversicherung führt mittelfristig dazu, dass mehr als zwei Drittel aller Personen von
staatlichen Fürsorgeleistungen abhängig werden.
Wer dies nicht will, muss zum einen die Arbeitslosenversicherung und zum anderen die Rentenversicherung grundlegend reformieren und zugleich dafür Sorge tragen, dass mehr gut bezahlte
Jobs entstehen.
So sinnvoll es auch ist, Hilfseinrichtungen à la Suppenküche, Tafel, Sozialberatung Ruhr etc. zu betreiben, so kommt es doch ausschließlich darauf an, Armut zu beseitigen.
Die Betroffenen empfinden es häufig als Schande, um staatliche Fürsorgeleistungen nachsuchen zu müssen.
Die wahre Schande ist es jedoch, dass in einem Land, in dem einige wenige immer reicher werden, viele immer ärmer werden.